Die Geschichte der Capoeira beginnt im Herkunftsland Brasilien. Dort entwickelte sich Capoeira im Freiheitskampf der schwarzafrikanischen Sklaven während der Kolonialzeit. Da ihnen von ihren Gutsherren jegliche Art der körperlichen Ertüchtigung verboten war, um Aufstände zu vermeiden, tarnten sie ihr Kampftraining als Tanz, begleitet von traditionellen Rhythmen und Gesängen. Diese Verknüpfung von Musik, Bewegung und Kampfkunst prägt Capoeira bis heute und macht sie zu einer einzigartigen Ausdrucksform kulturellen Widerstands.
Nach der Befreiung aus der Sklaverei war Capoeira vor allem auf Brasiliens Straßen präsent, wo sie lange Zeit mit Kriminalität und gesellschaftlichem Randdasein assoziiert wurde. In den ersten Jahrzehnten nach der Abschaffung der Sklaverei war Capoeira in Brasilien sogar verboten. Wer beim Spielen erwischt wurde, musste mit harten Strafen rechnen. Doch mit der Zeit begann sich das Bild zu wandeln. Durch die Bemühungen einzelner Capoeiristas, die die Kampfkunst weiterentwickelten und in eine strukturierte Form brachten, erlangte Capoeira zunehmend gesellschaftliche Anerkennung.
Anfangs noch verpönt, trat die besondere Mischung aus Kampf, Tanz, Gesang und Rhythmus Anfang der 1980er-Jahre ihren Siegeszug um die Welt an. Auf diesem Umweg gewann Capoeira auch in Brasilien neue Anerkennung und wurde schließlich auch in der Ober- und Mittelschicht salonfähig. Inzwischen ist Capoeira neben Fußball der zweite Nationalsport Brasiliens und erfreut sich als Trendsportart auch in vielen anderen Ländern wachsender Beliebtheit. 2015 wurde Capoeira zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt, eine Anerkennung ihrer tief verwurzelten kulturellen Bedeutung.
Die Geschichte der „Associação de Capoeira Meia Lua Inteira“
Die „Associação de Capoeira Meia Lua Inteira“ wurde 1990 von Mestre Birilo und seinen Schülern, unter ihnen auch Mestre Mula, im brasilianischen Recife, Pernambuco, gegründet. Ihr Ziel war es, eine Gruppe zu schaffen, die nicht nur die Tradition der Capoeira bewahrt, sondern sie auch weiterentwickelt und zugänglich macht.
Heute leiten beide gemeinsam nicht nur die „Academia“, einen Begegnungs- und Trainingsort für alle Capoeiristas der Gruppe Meia Lua Inteira, sondern auch mehrere Sozialprojekte für Kinder aus den Favelas. Diese Projekte bieten Kindern und Jugendlichen nicht nur eine sportliche Aktivität, sondern auch eine Perspektive und einen geschützten Raum zur persönlichen Entwicklung.
Trotz ihres großen Engagements vor Ort gelingt es Mestre Birilo und Mestre Mula fast jährlich, auch längere Reisen nach Europa zu unternehmen, um den Kontakt zu den hier ansässigen Gruppen und Lehrern zu pflegen. Dadurch ist die Associação nicht nur in Brasilien eine etablierte Institution, sondern hat sich auch international einen Namen gemacht.
Die Geschichte der „Associação de Capoeira Meia Lua Inteira“ in Baden
Nach Baden, genauer gesagt zunächst nach Kehl, kam Capoeira durch Carlinhos Tesourinha. Er ist nicht nur ebenfalls Mitbegründer der „Associação de Capoeira Meia Lua Inteira“, einer der inzwischen größten und erfolgreichsten Capoeira-Gruppen weltweit, sondern auch als mehrfacher Champion des Frevo-Tanzes eine Galionsfigur des weltgrößten Straßenkarnevals in Brasilien.
Neben dem klassischen Capoeira-Unterricht sind vor allem traditionelle brasilianische Tänze seine Spezialität, allen voran „Frevo“, ein ausgelassener, energiegeladener Tanz, der von den Schritten der Capoeira abgeleitet wurde. Wo Carlinhos tanzt oder Capoeira spielt, ist Karneval! Genau diese Freude am Spiel, an Bewegung und am gemeinsamen Zusammensein auf der Straße hat er vor über 20 Jahren mit nach Kehl gebracht. Es dauerte nicht lange, bis seine Energie und Lebensfreude die ersten Badener angesteckt und für Capoeira begeistert hatten.
Angefangen mit fünf Gründungsmitgliedern in Kehl, hat sich die Gruppe inzwischen auf weit über 100 Mitglieder an weiteren Standorten in Offenburg, Karlsruhe, Straßburg und Freiburg ausgeweitet. Einer, der von Anfang an dabei war, ist Jens Ulbrich. Als erster Schüler von Mestre Tesourinha ist er heute nicht nur rechte Hand und zweiter Vorsitzender des 2003 gegründeten Vereins „Meia Lua Inteira Offenburg e.V.“, sondern leitet inzwischen selbst Gruppen und Projekte in Freiburg und Offenburg.
An allen Standorten von Meia Lua Inteira sind auch die Kleinsten in der Welt der Capoeira bestens aufgehoben. Die Kindergruppen sind ein voller Erfolg und bieten eine wunderbare Möglichkeit, sich spielerisch mit Bewegung, Musik und Kultur auseinanderzusetzen. Durch die enge Verbindung zur brasilianischen Tradition und die lebendige Gemeinschaft bleibt die Geschichte der Capoeira auch in Baden lebendig und entwickelt sich stetig weiter.